Wassersprühflaschen und Sprühhalsbänder

Sehr oft begegnen mir in der Hundeschule Hunde, die Erfahrungen mit Sprühhalsbändern oder Wassersprühflaschen machen mussten.

 

Meist sagen die Besitzer dann:

"Wenn ich ihn mit Wasser besprühe, dann interessiert meinen Hund das überhaupt nicht."

Manche sagen:

"Er hat furchtbare Angst vor Wasser, er macht gar nichts mehr, wenn ich ihn besprühe."

 

Und kürzlich hat hat ein Hund die mehrmalige Begegnung mit der Wasserprühflasche mit dem Leben bezahlen müssen.

Ihm wurde unerwünschtes Verhalten (Knurren unter dem Tisch) mit der Wasserprühflasche beantwortet. Zuerst hörte das Knurren für eine Zeit auf, danach begann er wieder zu knurren.

 

Als dann die Wassersprühflasche mehrere Male zum Einsatz kam, biss der Hund irgendwann zu. Und da es ein Rottweiler war, wurde der Besitzer schwer verletzt. So schwer, dass er ins Krankenhaus musste und nun schwere Folgeschäden hat. Der Hund wurde dann eingeschläfert.

 

Warum ist das passiert?

 

Der Hund kann den Schreckreiz nicht immer zuordnen. Es macht ihm Angst.

Er verknüpft den Moment des Schrecks mit dem, was er gerade sieht, hört und spürt. Dies kann alles Mögliche sein, vielleicht ein Kind, das gerade vorbeiläuft, ein Vogel, der gerade startet, oder vielleicht auch das unerwünschete Verhalten, das er gerade zeigt - aber eben auch mit der Person, die ihn besprüht hat.

 

Es ist also so wie ein Lotteriespiel, ob ich mein Ziel, ein unerwünschtes Verhalten zu beenden, erreiche - oder bei dem Hund Reaktionen auslöse, die ich vorher nicht abschätzen kann.

 

Was ich aber auf jeden Fall erreiche, ist, dass ich meinen Hund sehr stark verunsichere und die Vertrauensbasis unserer Beziehung aufs Spiel setze.

 

Und die Behauptung: "Ein bisschen Wasser kann nicht schaden", stimmt deswegen so leider nicht.

 

Mit dem heutigen Wissensstand der Hundeverhaltensforschung ist es in den meisten Fällen möglich, unerwünschtes Verhalten erfolgreich und dauerhaft abzutrainieren, indem ich den Hund nicht für unerwünschtes Verhalten strafe, sondern ihm statt dessen vermittle, was ich von ihm wünsche. Es ist heute nicht mehr zeitgemäß, mit Schreckreizen zu trainieren, weil man es inzwischen besser weiß.